Anlässlich der Veranstaltung bettete Fabian Bannwart von der Energieagentur St. Gallen, Projektleiter nachhaltiges Bauen, die Veranstaltung in den Kontext des Netzwerks Sommerlicher Wärmeschutz im Kanton St. Gallen ein. Das Netzwerk soll helfen, sommerlichen Wärmeschutz bei Planung und Realisierung umzusetzen. Es soll zu einer Selbstverständlichkeit werden, dass Gebäude und ihre Umgebung so gestaltet werden, dass sie auch im Sommer ohne elektrische Kühlung komfortabel bewohnbar und nutzbar bleiben.
Was allen Teilnehmenden einleuchtet, muss in der Praxis oft mühsam erkämpft werden. Das zeigte Romano Maccagnan zusammen mit Stefan Züst vom Hochbauamt der Stadt St. Gallen anhand des Schulhaus Buchental auf. Die zu Beginn erwähnten Probleme trafen hier alle zu. In seiner Masterthesis MAS EN Bau simulierte Stefan Züst, welche Parameter den grössten Einfluss auf das Innenraumklima haben und wie sie ausgestaltet sein müssen resp. wie das bei Architekturwettbewerben einfliessen kann. Er wies darauf hin, dass diese Simulationen oft nicht gemacht würden, obwohl die Norm sie vorgebe.
Die ersten Simulationen mit der bestehenden realen Konstruktion zeigten, dass der Querschnitt der Fensteröffnungen für die Nachtauskühlung und die eingebaute mechanische Lüftung ungenügend sind. Diverse Simulationen später konnte Stefan Züst zeigen, dass die Nutzung über die internen Lasten (Abwärme durch elektronische Geräte und Personen), der Sonnenschutz und die mechanische Nachtauskühlung den grössten Einfluss auf die Behaglichkeit haben. Fensteranteil, Ausrichtung und Wärmespeicherfähigkeit sind zweitrangig.
Ein interessantes Detail, das an der Veranstaltung zu Diskussionen anregte, waren die Erkenntnisse zur Fensterverglasung. Bezüglich Überhitzung ist eine 3-fach-Verglasung nicht optimal, weil nachts zu wenig Wärme abgegeben wird. Hier ist ein Trade-off mit den Wintermonaten zu suchen resp. sind für kommende Generationen neue Fenster zu entwickeln, welche die frühere Idee der «Vorfenster» aufnehmen.
Auf dieser theoretischen Grundlage formulierte Stefan Züst verschiedene Schlussfolgerungen:
- Für bestehende Bauten müssen die vorhandenen Parameter bestimmt und dann die möglichen Lösungen durchgespielt werden, bspw. in Bezug auf die Fensteröffnungen.
- Für Planungen müssen vermehrt ein guter, windstabiler Sonnenschutz, Fenster-Öffnungsquerschnitte von möglichst 10% der Nettogrundfläche des Raumes für die natürliche Lüftung und ein garantierter Aussenluftvolumenstrom bei mechanischer Nachtlüftung einberechnet werden.
- Umgemünzt auf das Wettbewerbsverfahren sollen ein Sonnenschutz mit Windwiderstandklasse 4 oder höher bzw. Windwiderstandsklasse 3 für Markisen, ein Konzept mit natürlicher oder mechanischer Lüftung, die eine genügende Nachtlüftung garantiert, und eine minimale Wärmespeicherfähigkeit von 80 Wh/m² eingefordert werden.